Antwort auf den Beitrag „Eigenreinigung systematisch geplant“ im Infodienst 5/2013: Betriebswirtschaft

Infodienst 5/2013: BetriebswirtschaftLeserbrief auf den Artikel Eigenreinigung systematisch geplant im Infodienst 5/2013: Betriebswirtschaft

Gerne möchte ich mit meinen Beitrag auf einige Punkte eingehen, die ich so aus meiner beruflichen Erfahrung nicht bestätigen kann.

Der Artikel beginnt mit einer To-Do-Liste – dies ist soweit in Ordnung.

Dann wird aber zuerst ein Beispiel einer Schule dargestellt; die meisten Verantwortlichen sind jedoch in Krankenhäusern oder Seniorenresidenzen beschäftigt. Schulen sind zum größten Teil an einen Dienstleister vergeben.

Bei der Kalkulation sind zwei Stellschrauben angegeben: Leistung der Mitarbeiter in einer Stunde und der Stundenverrechnungssatz – also: Was kostet der Mitarbeiter in einer Stunde (Beispiel Seite 25).
Zur Erfassung des zeitlichen Aufwands werden zwei Möglichkeiten dargestellt: Arbeiten mit Richtzahlen sowie Testen und die Zeiten des jeweiligen Mitarbeiters erfassen.

Ich habe sehr detaillierte Zeitstudien für jede Art von Reinigungstätigkeit erfasst und erstellt. Diese Studien sind nach anerkanntem REFA- Verfahren durchgeführt und von beiden Sozialpartnern (Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften) anerkannt worden. Mit diesen Zeitstudien können anhand des Leistungsverzeichnisses und einer Raumskizze mit Möblierung exakte zeitliche Vorgaben berechnet werden. Diese Zeitstudien wurden an verschiedenen Mitarbeitern durchgeführt und somit auch der Leistungsgrad berechnet. Das bedeutet: Wenn ein Mitarbeiter schneller arbeitet, wird dies bewertet und umgerechnet auf 100% (s. Beispiel Sanitärreinigung). Zu den kalkulierten Rüstzeiten müssen Urlaub und Fehlzeiten addiert werden. Gerade Fehlzeiten liegen oft bei der Eigenreinigung höher als bei einem Dienstleister: Urlaub ca. 12% bei beiden, Krankheit ca. 5% beim Dienstleister, Eigenreinigung oft bei 8% – 14% – hier liegt oft die Problematik der Eigenreinigung.

In manchen sozialen Unternehmen wird bei entsprechend hohen Fehlzeitquoten nicht reagiert, sondern lediglich festgestellt.

Bei jeder Zeitaufnahme werden die Rüstwege und Verteilzeiten (Störungen des Arbeitsablaufs, persönliche und sachliche Verteilzeiten) mit aufgenommen und anschließend prozentual umgerechnet. Für die verschiedenen Objekte Krankenhäuser, Seniorenresidenzen und Verwaltungsgebäude gibt es unterschiedliche Verteilzeiten.

Dass die Dienstleister die Leistungskennzahlen zu hoch ansetzen hängt mit dem extrem hohen Wettbewerb und Preisdruck zusammen. Hinzu kommt noch, dass die Vergabestelle das Auswahlkriterium „günstiger Preis“ definiert. Die Vergabestellen für die Reinigungsdienstleistungen sollten sich über machbare Leistungen kundig machen, um nicht nur nach dem billigsten Preis zu vergeben.

Bei einer großen Ausschreibung habe ich eine Empfehlung gegeben, der Kunde hat sich gegen meine Ansicht für den günstigsten Dienstleister entschieden mit der Begründung, dass dieser Dienstleister schon wissen müsse, was machbar sei. Nach kurzer Zeit trennte man sich wieder, weil erkannt wurde, dass diese Leistungswerte nicht einzuhalten sind. Für einen „normal kalkulierenden“ Unternehmer sind die Möglichkeiten, einen Auftrag zu bekommen, sehr gering. Dies ist der Grund, warum die Leistungskennzahlen sehr hoch sind.

Die Gebäudereinigung ist ein komplexes Thema und gerade dies wird von allen Gebäudenutzern als erstes bewertet, wenn sie ein Gebäude betreten.

Für den besagten Artikel hätte ich mir die Darstellung der Leistung pro Mitarbeiter und Stunden professioneller und nicht die Degradierung der Dienstleister gewünscht. Wie überall gibt es auch hier “gute und schlechte“. Der extreme Wettbewerb hat ebenso damit zu tun, dass der Meisterzwang im Auftrag der EU weggefallen ist.

Ich hätte mir eine sachlichere Darstellung dieser beiden Punkte gewünscht.

Meschede, 11. Oktober 2013
Elisabeth Baumholzer

Mitglieder des Berufsverbandes Hauswirtschaft finden eine detaillierte Zeitstudie für die Sanitärreinigung im Mitgliederbereich auf unserer Homepage.

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